#jointhepfandbrief: Interview mit Martin Fischedick

Martin Fischedick Bereichsvorstand HR, Commerzbank AG

Wie nehmen Sie die derzeitigen dynamischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wahr und hat dies Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess?

Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Der demografische Wandel und die zunehmende Digitalisierung spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Immer weniger junge Arbeitskräfte stehen einer Vielzahl von offenen Stellen gegenüber. Das heißt, heute bewerben sich Unternehmen bei den potenziellen Mitarbeitenden, nicht mehr andersrum. Das spüren wir auch bei der Commerzbank. Nach einer Phase des Stellenabbaus sind wir wieder aktiv in der Rekrutierung – insbesondere junger Nachwuchskräfte. Während wir früher höhere Ausbildungsquoten angesetzt haben, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, stehen wir jetzt in Konkurrenz mit anderen Unternehmen um die besten Talente. Darum denken wir Rekrutierung neu und stellen die Bewerbenden konsequent in den Mittelpunkt. Wir haben das Verfahren überarbeitet und gestrafft, um den Einstieg in den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich und so anspruchsvoll wie nötig zu gestalten.

Wie gut wir jetzt schon damit fahren, sieht man an den Einstellungen im Sommer: Wir konnten mit rund 500 Neueinsteiger*innen alle Nachwuchsstellen besetzten.

Welche Mittel und Möglichkeiten nutzen Sie zum Recruiting? Welche Plattform funktioniert für Sie am besten und warum?

Wir investieren vor allem in unsere Recruiter*innen, in die Ansprache von Bewerbenden und unser Jobportal. Uns ist es wichtig, dort zu sein, wo unsere Zielgruppen sind. Mit Blick auf den Nachwuchs bedeutet das, dass wir zum Beispiel wieder verstärkt an Schulen und Universitäten präsent sind, aber natürlich auch auf den sozialen Kanälen. Unsere Kommunikation über Social Media, insbesondere Instagram und LinkedIn, ist wichtig, um junge Menschen zu erreichen und zu begeistern. Themen wie Nachhaltigkeit, Vielfalt und Unternehmenskultur sind für diese, aber auch andere Zielgruppen von großer Bedeutung. Daher geben wir dort gerne Einblick, was die Commerzbank alles zu bieten hat.    

Recruiting ist aber nicht nur eine Aufgabe von Human Resources, sondern schließt jede und jeden in der Bank ein. Mitarbeitende, die von ihrer Arbeit und „ihrer“ Commerzbank begeistert sind, sind besonders authentisch. Darum freuen wir uns, wenn Mitarbeitende aus anderen Bereichen unsere Recruiter*innen zum Beispiel auf Messen begleiten oder über ihre eigenen Kanäle für die Commerzbank werben.

Welche Maßnahmen setzen Sie um, um den Nachwuchs für Ihre Vakanzen zu begeistern?

Die Themen Benefits und Kultur sind sowohl für die Gewinnung neuer Mitarbeitender wie auch für die Bindung bestehender Mitarbeitender von entscheidender Bedeutung. Wir geben ausreichend Freiräume für die fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Dazu gehören flexible und innovative Arbeitsmodelle einschließlich Gleitzeit und mobilem Arbeiten für eine ausgewogene Work-Life-Balance, ein modernes Arbeitsumfeld und eine Unternehmenskultur, in der jede*r willkommen ist, wie sie oder er ist. So ist zum Beispiel Diversity ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur, den wir fördern und durch entsprechende Angebote unterstützen.

Darüber hinaus bieten wir Zusatzleistungen wie Betriebssport, Mobilitätszuschuss, Altersversorgung oder auch Jobtickets und Essenszuschüsse. Eine attraktive Vergütung ist zwar wichtig, reicht aber allein nicht aus. Das Gesamtpaket muss stimmig sein, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.

Was denken Sie, wie wird sich der Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Themen Homeoffice und Mobiles Arbeiten, in den nächsten Jahren entwickeln?

Mobiles Arbeiten war bei der Commerzbank schon vor der Pandemie möglich und wir haben es im Zuge dessen ausgeweitet. Unabhängig von der Möglichkeit des mobilen Arbeitens ist diese bei kundenfernen Tätigkeiten leichter umsetzbar.

Gleichzeitig ist das soziale Miteinander wichtig, also sich zu sehen und auszutauschen, und sei es auf einen kurzen persönlichen Plausch in der Kaffeeküche. Und gerade, wenn Mitarbeitende neu in einem Unternehmen starten, ist der persönliche Kontakt und Wissenstransfer unerlässlich, um im Unternehmen „anzukommen“.

Daher ist meine These: In vielen Unternehmen wird es darauf hinauslaufen, dass die Mitarbeitenden regelmäßig auch ins Büro kommen, um als Team zusammenzuarbeiten, Gemeinsamkeiten zu entwickeln und auch mal zu feiern. Die Wahrheit liegt oft in der Mitte, also in einem ausgewogenen Mix aus Präsenz und mobilem Arbeiten.